Trauer um Prof. Dr. Wolfgang Wippermann (1945-2021)

Mit dem Historiker Prof. Dr. Wolfgang Wippermann verstarb am 3. Januar 2021 im Alter von 75 Jahren ein Pionier der Antiziganismusforschung. Wippermann, Hochschullehrer für Neuere Geschichte am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, war mit seiner 1986 erschienenen Studie zur NS-Verfolgung von Sinti_zze und Rom_nja in Frankfurt am Main einer der ersten Wissenschaftler_innen in der Bundesrepublik, die sich mit dem NS-Völkermord an den Sinti_zze und Rom_nja befassten. Bereits frühzeitig stand er dabei in einem kooperativen Austausch mit Selbstorganisationen. Wichtige Impulse setzten sein Vergleich von Antisemitismus und Antiziganismus in historischer Perspektive („Wie die Zigeuner“, 1997), die Publikation über die NS-Völkermorde („Auserwählte Opfer?“, 2005) sowie sein Einstieg in das unvermeidlich mit Kontroversen verbundene Thema des christlich und vor allem protestantisch fundierten Antiziganismus (Luthers Erbe. Eine Kritik des deutschen Protestantismus, 2014).

Wolfgang Wippermann war seit Ende der 1990er Jahre Mitglied in der Gesellschaft für Antiziganismusforschung und beteiligte sich mehr als ein Jahrzehnt lang aktiv an Arbeitstreffen, Veranstaltungen und Tagungen. Er war ein streitbarer Zeitgenosse, der sich auch in tagespolitischen Debatten zu Wort meldete und wie kaum ein anderer Wissenschaftler in der Öffentlichkeit antiziganistische Praktiken anprangerte. Die Antiziganismusforschung hat mit ihm eine ihrer wichtigsten Stimmen verloren.